BYH!!! Rückblick 2001

2001

Die Einleitung

Am Anfang war das Ei... Besser noch die Eier... Insbesondere die von Horst, Stefan und Jagger, die im Vorfeld des diesjährigen Bang Your Head!!! einmal mehr gehörig malträtiert wurden. Galt es doch, drei oder mehr Angelegenheiten auf einmal zu meistern. Schließlich mußte die neueste Ausgabe unseres Revolverblattes fertiggestellt, die dazugehörige Underground-Compilation zusammengeschustert und die Bang Your Head!!!-Werbetrommel gerührt werden... Die Anspannung der letzten Wochen löste sich erst im Verlaufe des Festivals und entlud sich vollends in einer abgefuckten, inbrünstigen A Cappella-Version des TWISTED SISTER-Gassenhauers 'We're Not Gonna Take It!' nach dem DEE SNIDER-Gig...

Das Bang Your Head!!!, das vor Jahren in einer redaktionellen Kneipensitzung ins Leben gerufen wurde, hat mittlerweile eine Dimension erreicht, die von den einzelnen Beteiligten ein gehöriges Maß an Engagement und Einsatzbereitschaft erfordert. Eheliche Pflichten oder andere Leibesübungen sind im Vorfeld des Events erst einmal passé - was zählt, ist die Veranstaltung selbst! Ines - Horsts bessere Hälfte - kann ein Lied davon singen... Weniger, was besagte Leibesübungen betrifft, als vielmehr vom Streß, der augenscheinlich Hand in Hand mit der Organisation eines solchen Festivals einhergeht. Mußte sich das blonde Babe doch mit solch nervenaufreibenden Dingen, wie den alljährlichen Hotelreservierungen, herumplagen. Der personifizierte Jägermeister und sein Pendant aus der tristen Pfalz befriedigten derweil die zahlende Kundschaft am Telefon, wohingegen sich Thomas, unser Weblöwe, beim Erstellen/Aktualisieren der Bang Your Head!!!-Homepage die Finger wundtippte...

Horst pilgerte unterdessen - wie seinerzeit Jesus von Nazareth - von einem Termin zum anderen. Zusammen mit dem Rest des Hard Union-Teams wurde ein kollektives Brainstorming betrieben, das einzig und allein Euch, den Fans, zugute kommen sollte...

Glücklicherweise kam es dieses Jahr zu keinen Band-Absagen und erfreulicherweise - wie jedes Jahr!!! - zu keinerlei Ausschreitungen. Im Gegenteil: Das Bang Your Head!!! verlief so, wie wir es uns im Geiste ausgemalt hatten...

Mehr noch: Schenkt man Meister Kühnemoshs Aussagen Glauben, so entwickelt sich das Bang Your Head!!! immer mehr zu einem Nostalgie-Trip in die Achtziger, als welchen sich das Dynamo-Festival zu Eindhoven selbst feierte und in einem noch überschaubaren Rahmen über die Bühne ging. Des Götzens Kommentar traf in bester 'Hellraiser'-Manier den Nagel auf den Kopf! Nicht zuletzt mit den beiden Club-Gigs, die vor, beziehungsweise nach den eigentlichen Festival-Auftritten stattfanden, gelang es uns in der Tat, das Flair längst vergangener Tage heraufzubeschwören, und dank Eurer stimmgewaltigen Unterstützung eine Atmosphäre zu schaffen, wie sie kultiger wohl nicht hätte sein können...

Selbst unsere Freunde in Grün, aber auch der Rest vom Schützenfest - allen voran die Security-Belegschaft, die Mitarbeiter/innen der Messe Balingen, unsere Sponsoren und nicht zuletzt die Damen und Herren vom Roten Kreuz - hatten an dieser extravaganten "Odyssee in Metal" ganz offensichtlich ihren ... ähm ... Mordsspaß...

300 Hektoliter (zum Vergleich: Letztes Jahr waren es noch 170...) vertilgtes Bier, sage und schreibe fünf Tonnen (!!!) Jack Daniels, 5.000 Kühe, 200 vollgekackte Dixies, ein ausgeräumter Metal-Market, ein leergefegter Real-Markt und ein am Sonntagvormittag vollends ausverkaufter Mc Donalds sprechen eine deutliche Sprache. Und da sage noch einer, Metaller wüßten nicht zu feiern...

Selbst Thor oder Odin, oder wie auch immer sich der Wettergott heutzutage schimpft, war uns wohlgesonnen. Bis auf einen kleinen, nicht minder feinen, Regenschauer zum Ende hin (den wir vermutlich mit unserem Abschluß-Feuerwerk erwirkten...), schien sich selbst die Sonne für das diesjährige Billing zu begeistern, jagte sie uns doch einen ultravioletten Strahl nach dem anderen auf die ohnehin schon durchgeschwitzten Weib..., räusper, Leiber! Apropos Leiber (oder Weiber, oder wer auch immer...): Selbige zuckten meist ganze Nächte hindurch in einem der kuscheligen Zweimann-Zelte, oder eben im großen Partyzelt, das sich wie jedes Jahr fest im Griff der headbangenden Meute und ein paar auserkorenen Stripperinnen befand...

"Potzblitz... Suck My Dick... Metal On... und... Bang Your Head", brüllte demnach auch das Gros der metallenen Gefolgschaft im Chor, als sich auf dem Festivalgelände herumsprach, daß es vom Bang Your Head!!! 2001 eine Digital Versatile Disc, kurz DVD genannt, geben wird. Derzeit sind wir - so wie es uns Spielberg, Scorsese und Romero lehrten - fleißig am Sichten des Materials, auf daß uns auch ja keine Peinlichkeit entgeht...

Alles andere als peinlich empfanden weder wir, noch Dee Snider himself, die aus dem Stehgreif heraus organisierte Abschluß-Party der Festivalbesucher - und zwar im Tunnel nahe des Festivalgeländes sowie bei Mc Donalds - am Samstagabend, wo spontan aus tausend Kehlen nochmals die TWISTED SISTER-Hymne 'We're Not Gonna Take It" zum Besten gegeben wurde... You fuckin' rule!!!

Weniger ruhmreich waren hingegen die Flurschäden, die von ein paar Intelligenzbestien nahe des Real-Marktes verursacht wurden. Rissen diese doch glatt den halben Parkplatz ab, um sich ihr ganz persönliches Lagerfeuer zu gönnen...

Ansonsten wollen wir Euch aber wieder einmal ein dickes Lob und ein noch dickeres Dankeschön aussprechen. Ihr habt das Bang Your Head!!! 2001 zu einem Erlebnis gemacht, von dem wir noch unseren Enkelkindern berichten werden... - nuff said!!!
Die Redaktion

Warm-up-Show Donnerstag, 28. Juni 2001

Ort der Warm-Up-Show: 

WOM Balingen

Billing Warm-Up-Show: 

VICIOUS RUMORS
PARADOX
MAJESTY

MAJESTY
Wer könnte ein Metal-Festival besser eröffnen als die deutsche Underground Hoffnung MAJESTY? Nach etwas nervösem Beginn und kurzzeitigen Soundschwankungen spielte sich der Fünfer aus Lauda regelrecht in eine Euphorie, die schon nach wenigen Songs auf das Publikum übergriff. Spätestens bei der Mitsing-Hymne 'Strong As Steel', die ja auch auf unserem 'Metal Crusade 2'-Sampler vertreten ist, war das Eis gebrochen und das zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut gefüllte WOM sang inbrünstig mit. Ab diesem Moment kannten die Reaktionen keine Grenzen mehr. Nach jedem Song wurde die Band mit "Hail To Majesty"-Chören überschüttet. Dies schien vor allem Frontmann Tarek anzustacheln, denn er lief stimmlich und posingtechnisch zu absoluter Höchstform auf. Einigen mag die an MANOWAR erinnernde Bühnenshow zwar wieder mal sauer aufgestoßen sein, aber die Jungs sind einfach der Fleisch gewordene Metal und dazu gehört auch eine entsprechende Show. Schließlich sind wir hier auf einem Metal-Konzert und nicht auf irgendeiner Trend-Hüpfburg! Neben den Songs von der CD 'Keep It True' gab es mit 'Fist Of Steel' und 'Metal To The Metalheads' gleich zwei brandneue Bandhymnen, die sich nahtlos in das exzellente Set einreihten. Gerade letzterer ist der bislang beste Songs der Band und wird hoffentlich auch irgendwann auf CD für Furore sorgen. Fest steht schon jetzt: MAJESTY sind zu Großem berufen und nach dem Auftritt und dem Beitrag auf unserem Sampler werden sich wohl schon einige Labels die Finger lecken. In der Band steckt sehr großes musikalisches, als auch kommerzielles Potential. All Hail To Majesty!
Oliver Weinsheimer

PARADOX
Ich war den sicheren Weg gegangen: Ich erwartete nichts von PARADOX. Immerhin lag mein letztes Konzerterlebnis mit Charly Steinhauer in grauer Vorzeit. Zudem hatten PARADOX sich nach ihrem Neustart auf dem Livesektor nicht gerade wild gebärdet (genau gesagt war der Gig im Warm-up-Programm zum Bang Your Head!!! der zweite Auftritt in dieser Besetzung). Andererseits durfte eigentlich nichts schiefgehen: Das Charisma, das Charly früher ausstrahlte, sollte sich über Jahre nicht beim Duschen abgespült haben und durch den Abfluß verschwunden sein. Zudem stand ihm mit Kai Pasemann ein altgedienter Recke zur Seite, der früher mit CRONOS TITAN rumzockte, als Charly sich den ersten PARADOX-Kick verpaßte. Schließlich und endlich hatte er mit den Gebrüdern Holzwarth Deutschlands beste Rhythmusgruppe im Rücken - wenngleich ich mich fragte, wie sich diese beiden überragenden Techniker bei diesem straighten Material ausleben konnten (und siehe da: Gelegentlich ließ Olli es sich nicht nehmen, mit einem schelmischen Grinsen für einige Sekunden eine Episode auf seinen vier Saiten reinzufrickeln). Nein, eigentlich konnte nichts schiefgehen, aber ich hatte mich für die sichere Seite entschieden und ich wurde zermalmt. Gnadenlos. PARADOX legten ein Feuerwerk hin, das seinesgleichen suchte. Egal, ob man alte Klassiker oder Neulinge vom aktuellen Album 'Collision Course' abschoß - die Power von PARADOX war unbeschreiblich. Dabei agierte man derart entfesselt, daß sich das Publikum im Handumdrehen in einen tobenden, bangenden, crowdsurfenden Mob verwandelte. Somit war ein absolutes Highlight des Festival bereits im Vorfeld über die Bühne gegangen. Zum Glück dauerte die Umbaupause für VICIOUS RUMORS länger als geplant, so daß die ausgepumpte Masse sich regenerieren konnte, denn da sollte es nicht minder feurig zugehen.
Stefan Glas

VICIOUS RUMORS
Nach den eher durchwachsenen Alben und nicht minder zwiespältig aufgenommenen Liveshows der letzten Jahre stand hinter dem Namen VICIOUS RUMORS ein großes Fragezeichen - vor allem auch, weil im Vorfeld der Show Sänger Morgan Thorn kurzerhand wieder gegen seinen Vorgänger Brian O'Connor ausgetauscht wurde, der auf der letzten Tour mit seinem Hardcore-lastigen Stageacting nicht unbedingt überzeugen konnte. Und auch heute war der Einstieg alles andere als optimal, zog sich doch die Umbaupause samt Soundcheck endlos lange hin, da die Band erst kurz vor Showbeginn direkt vom Flughafen kommend den Club enterte. Also erst mal gemütlich in guter Sichtposition zur Bühne Platz nehmen und abwarten, was die bunt gemischte Mannschaft um das einzige Originalmitglied Geoff Thorpe so zu bieten haben würde - dachte ich mir zumindest. Doch schon nach der Hälfte des Openers 'Digital Dictator' hatte mich die Band dermaßen in ihren Bann gezogen, daß ich meinen geruhsamen Sitzplatz freudig mit dem Gedrängel vor der Bühne eintauschte. Eine gute Entscheidung, denn was die Amis im Balinger WOM in den folgenden knapp 70 Minuten ablieferten, war schlicht und ergreifend die beste Show, die ich von VICIOUS RUMORS seit Carl Alberts Ableben gesehen habe! Bei 'On The Edge' ging's jedenfalls mächtig zur Sache, denn Shouter Brian verstand es, die alten Tracks so originalgetreu zu singen, daß mir - trotz schweißtreibender Hitze - manchmal ein Schauer über den Rücken lief. Zudem hat er sein Gehopse in eine bodenständige Performance umgewandelt und erinnerte nicht selten an seinen Kollegen Harry Conklin. Mit einer großen Portion Selbstsicherheit verwandelte der schwarzgekleidete Kerl selbst neue Songs wie 'Sadistic Symphony', 'Liquify' oder 'Blacklight' in absolute Kracher, und bei den alten Klassikern wie 'Down To The Temple', 'You Only Live Twice', 'March Or Die' oder dem Carl gewidmeten 'Abandoned' sorgte er serienmäßig für offene Mäuler. Auch der Rest der Band paßte sich dieser Klasse-Leistung an und spielte sich wahrlich in einen Rausch. Da fiel es nicht einmal wirklich auf, daß Lametta-Bart Ira Black sämtliche Soli veredelte und nicht - wie angekündigt - Mark McGhee die Bühne enterte. Das einzige Manko der Show war ihr frühzeitiges Ende, denn dank Zapfenstreich war nur noch 'Don't Wait For Me' als Zugabe möglich. VICIOUS RUMORS haben aber eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß man weiterhin mit ihnen rechnen sollte - denn auch wenn dieser Auftritt trotz aller Klasse nicht an Gigs der Albert-Ära heranreichte, so war er doch verdammt nah dran...
Martin Römpp

Festival-Freitag, 29. Juni 2001

Location Festival-Freitag Open Air: 

Messegelände Balingen

Billing Freitag Open Air: 

JUDAS PRIEST
SAVATAGE
URIAH HEEP
ROSE TATTOO
ARMORED SAINT
KREATOR
VICIOUS RUMORS
KAMELOT
BRAINSTORM
SOLITUDE AETERNUS
TIERRA SANTA

TIERRA SANTA
Während am frühen Freitagmorgen leider noch etliche Hundertschaften mit den Problemen beim Einlaß zu kämpfen hatten, gingen zu dieser metaluntypischen Stunde die Spanier von TIERRA SANTA als erstes auf die Bühne, um der zunächst noch spärlichen Meute so richtig einzuheizen. Die wenigen, die das Glück hatten, sich bereits auf das Gelände gekämpft zu haben, nahmen den südeuropäischen Fünfer dann auch dankbar an. Die Truppe bot eine gute halbe Stunde lang einen lockeren Querschnitt durch ihre bisher veröffentlichten Alben, wobei der Schwerpunkt naturgemäß auf dem aktuellen 'Tierras De Leyenda' lag. Schade, daß aufgrund der naturgemäß etwas knappen Spielzeit nicht die Bandhymne 'Tierra Santa' vom gleichnamigen Debüt erschallen konnte. Aber da es die Iberer auszeichnet, daß ihre Alben mit gleichmäßig hochwertigem Material bestückt sind, kamen auch Tracks wie 'Legendario' oder 'Septima Estrella' planmäßig zur Geltung. Die oft recht MAIDEN-lastige Gitarrenarbeit tat mit ihrer eingängigen Heavyness ein übriges, um diesen Opening Act zu einem der wirklich guten seiner Art zu machen. Besonders Sänger Angel zog bei den bereits einsetzenden südländischen Hitzeattacken die Aufmerksamkeit auf sich, war aber durch das gleichzeitige Bedienen der Sechssaitigen naturgemäß am Mikroständer gefangen. Und da liegt noch das große Manko bei TIERRA SANTA. Das Stageacting ist gleich null, jeder spielt sauber seinen Part und verschanzt sich dabei hinter seinem Instrument; peinlichst darauf bedacht, ja nicht den Bierdeckel, den man sich offenbar als Aktionsradius auserkoren hat, zu verlassen. Etwas mehr an Bewegung und Kommunikation mit den Fans muß da noch kommen, Jungs! Ansonsten eine feine Sache, der man mehr Publikum gewünscht hätte, welches die Truppe vielleicht noch zu etwas mehr Betrieb auf der Bühne animiert hätte.
Arno Hofmann

SOLITUDE AETURNUS
"What do you do here that early, we are not that good!" Bescheidenheit mag ja eine Tugend sein, aber da hat der gute John Perez doch gewaltig untertrieben, als er sich sehr erstaunt zeigte, daß sich um 10.45 Uhr bereits etliche Fans versammelt hatten, um die Kult-Doomer abzufeiern. Daß Doom Metal natürlich eigentlich in der grellen Sonne nicht gerade perfekt plaziert ist, dürfte klar gewesen sein, doch das hat die Texaner nicht weiter gestört. So haben sie einen durchaus mitreißenden Gig abgeliefert, der so manchen Hit offenbarte. Songs wie 'Hourglass' oder 'Days Of Prayer' sind auch bei brütender Hitze überaus genial, und zehren vor allem von der unglaublichen Ausstrahlung vom neuerdings kurzgeschorenen Ausnahmesänger Robert Lowe. Daß allerdings ausgerechnet die übrige Setlist zu wünschen übrig ließ, ist doch sehr schade und der einzige wahre Wehrmutstropfen. Denn wenn Göttersongs wie 'Opaque Divinity', 'Eternal', 'Destiny Falls To Ruins' oder 'Where Angels Dare To Tread' fehlen, dann ist das schon fast unverzeihlich! Aber Schwamm drüber, denn gut war der Auftritt auf jeden Fall, und das zeigten auch die Reaktionen der Fans.
Hage

BRAINSTORM
Schon nicht schlecht, was die Schwabenbrüder da in der Mittagshitze auf die Bretter brachten. Kaum eröffneten sie mit 'Crush Depth' ihre rund vierzigminütige Show, da reagierten die aufgeweckten Metaller durchweg positiv auf die Darbietung der Mannen um Gitarrist Todde Ihlenfeld, die sich mehr als achtbar aus der Affäre zogen. Dabei spielten BRAINSTORM sich quer durch die bisherigen drei Alben: 'Holy War', 'Maharaja Palace', 'Tear Down The Walls' und 'Demonsion' wurden exakt und immens spielfreudig in das Rund gedrückt, bevor die Jungs mit 'Blind Suffering' dem Publikum einen Track vom kommenden Album 'Metus Mortis' boten, der anständig aufgenommen wurde: Feuertaufe bestanden. Allen voran konnte Sänger Andy B. Frank (ebenfalls Stimme der SYMPHORCE-Proggies und Nachfolger von METALIUMs Henne) seinen positiven Albumeindruck auch live voll bestätigen. Wie auch der Rest der Bande, die sich auch auf der ungewohnt großen Bühne sichtlich wohl fühlten und mit anständigem Sound im Rücken einen tighten, anerkennenswerten Gig hinlegten, für den sie lautstarken Applaus ernteten. Nachdem dann der letzte Song 'Liar's Edge' den Auftritt beendet hatte, waren viele positiv überrascht oder schlicht in ihrem Fansein bestätigt. Thumbs up for BRAINSTORM!
Sven Bernhardt

KAMELOT
Nachdem 'Karma' für mich eines der absoluten Highlights des laufenden Jahres darstellt, war ich auf die erste Live-Präsentation der sehr detailverliebten Stücke sehr gespannt. Doch leider muß ich dem Vierer bescheinigen, daß mein früherer Kritikpunkt auch in Balingen wieder voll zum Tragen kam: Die Band schafft es einfach nicht, mit nur einer Gitarre den komplexen Sound der Alben zu reproduzieren. Vielleicht täte Thom Youngblood gut daran, sich wenigstens für die Gigs einen zweiten Klampfer mit ins Boot zu holen, denn wenn er - wie in Balingen geschehen - auch noch einen klangtechnisch schwachen Tag erwischt und die Keyboards die entstehenden Löcher nicht flicken können, klingen epische Meisterwerke wie 'Forever', 'Karma' oder auch 'The Fourth Legacy' einfach ein wenig schwach auf der Brust. Ein Ausdruck, der auch auf die stimmliche Verfassung von Roy Khan zutraf, der manchmal ein wenig Probleme zu haben schien, die korrekten Tonlagen zu treffen - oder lag das nur am schweißtreibenden Outfit des Norwegers, der bei brütender Hitze im langen Mantel die Bühne enterte? Anyway, daß der Junge es besser kann, hat er schon bei vergangenen Konzerten bewiesen, und jeder kann ja mal einen nicht ganz so perfekten Tag erwischen. Der Stimmung im Publikum taten diese Mängel übrigens keinen Abbruch, denn KAMELOT wurden von ihren Anhängern gut abgefeiert. Schön auch, daß es trotz der knappen Spielzeit zu einem Abstecher in frühere Gewässer gereicht hat und mit 'Call Of The Sea' ein alter Band-Klassiker ins Programm genommen wurde. Mit 'Nights Of Arabia' beendeten KAMELOT dann einen Gig, der die Fans zufriedengestellt und doch einige Fragen aufgeworfen hat - Fragen, die sich vielleicht auch die norwegisch-amerikanische Truppe in einer ruhigen Minute mal stellen sollte, wenn ihr was daran liegt, ihre superben Platten auch live erstklassig zu präsentieren...
Martin Römpp

VICIOUS RUMORS
Der Auftritt auf der eigentlichen Bang Your Head!!!-Bühne war dann das dritte Mal, daß ich die Kalifornier innerhalb von drei Wochen erleben durfte (nach dem Gig beim Classic Metal-Festival und dem furiosen Clubauftritt vom Vortag) und leider geriet gerade dieser Gig zum schwächsten des VICIOUS RUMORS-Hattricks. Das kann man zum einen daran festmachen, daß mit 'March Or Die', 'You Only Live Twice' und 'Don't Wait For Me' drei altgediente Kracher aus dem Set gekürzt wurden. So wie sich die Jungs auf dem Bang Your Head!!! präsentiert haben, sei es auf der Bühne oder während der gesamten zwei Tage (immer im Publikum präsent und wirklich fannah, Autogramme hier und Fotos da), kann man ihnen wirklich nur ein supergroßes Kompliment machen. Sie stehen meiner Meinung nach kurz davor, richtig viel verlorenen Boden wieder gut zu machen. Da dürfen solche Anfängerfehler einfach nicht passieren und alle Anwesenden wissen genau, welche drei Stücke sich die Jungs um Urgestein Geoff Thorpe hätten sparen sollen. Und ich hoffe, nach den grandiosen Resonanzen, die die Band (zu Recht!) für ihre energiegeladene Performance von Klassikern wie 'Abandoned', 'Digital Dictator' oder auch 'Down To The Temple' erhalten hat, wissen sie, was für eine Art von Musik wir Fans von ihnen in Zukunft erwarten. Und irgendwo im Metal-Himmel war Sangesgott Carl Albert bestimmt mächtig stolz auf seinen Nachfolger Brian O'Conner, der seine Sache mehr als gut machte.
Martin Brandt

KREATOR
Eines DER Highlights des diesjährigen Festivals war eindeutig der Auftritt des wiedererstarkten Thrash-Urgesteins um Mille Petrozza. Denn nach dem für KREATOR-Verhältnisse eher schwachen 'Endorama'-Album scheinen sich die Ruhrpott-Recken tatsächlich wieder auf ihre alten Stärken zurückzubesinnen. Wie läßt es sich sonst erklären, daß sich in der Setlist ein Knaller an den anderen reihte? Eröffnet mit dem 'Coma Of Souls'-Kracher 'Terror Zone' folgten bei vorzüglich druckvollem Sound mit 'Phobia', 'Extreme Aggression', 'Renewal', 'Lost', 'Leave The World Behind', 'Pleasure To Kill' und 'People Of The Lie' nur Songs, die auch auf jede Best Of-Scheibe der Jungs gehören! Was dann aber folgte, war die größte Überraschung: KREATOR präsentierten mit 'Servant In Heaven/King In Hell' (was für ein genialer Titel!) einen brandneuen Track, der einen absoluten Hammersong darstellt! Wenn das restliche neue Material dieses Level halten kann, dann steht uns wohl eine superbe Killerscheibe ins Haus. Zum Ausklang des mitreißenden Gigs hämmerten Mille und Co. noch 'Terrible Certainty' und ein Medley aus 'Flag Of Hate' und 'Tormentor' unters begeisterte Volk, und wurden verdientermaßen lautstark abgefeiert. Ich möchte gar behaupten, daß KREATOR mit diesem Auftritt das Highlight des ersten Tages waren, auch wenn da noch Bands wie SAVATAGE und JUDAS PRIEST folgten. Basta!
Hage

ARMORED SAINT
Wenn es eine Band gibt, auf die man sich bei Konzerten immer hundertprozentig verlassen kann, dann sind das ohne Zweifel ARMORED SAINT! Egal, ob die Truppe in einem versifften Club oder wie in Balingen auf einer großen Bühne auftritt - sobald der obligatorische Opener 'March Of The Saint' über die Anwesenden hereinbricht, gibt es vor und auf derselben kein Halten mehr. Über die Livequalitäten der Amis noch großartige Worte zu verlieren, erübrigt sich eigentlich - denn daß die Herren Bush, Vera, Duncan, sowie die beiden Sandoval-Brüder neben permanenter Bangerei auch noch in richtiger Pose zu rocken wissen, hat sich wohl schon herumgesprochen. Allerdings haben sich die Burschen für ihren einzigen Euro-Abstecher des Jahres 2001 einige Specials einfallen lassen - so gab's mit 'Real Swagger' einen der neuen Tracks des 'Nod To The Old School'-Albums auf die Ohren, und mit 'Den Of Thieves' kam ein bislang noch nie gespielter 'Revelation'-Song zum Zug. Auch seit Urzeiten nicht mehr im Set war der Oldie 'On The Way', und mit 'Can You Deliver', 'Reign Of Fire', 'After Me, The Flood' oder dem wie immer genialen 'Book Of Blood' hatten die Heiligen wie üblich nur Highlights am Start. Der mit einer neuen Version seines legendären "Fuck Bush"-Shirts angetretene John ließ es sich zudem nicht nehmen, in brütender Mittagshitze den Fans in den ersten Reihen pisswarmen Canadian-Club-Whisky auszuschenken, was für zusätzliche Bonuspunkte sorgte. Die haben ARMORED SAINT aber gar nicht nötig, denn beim abschließenden Doppelpack ging es richtig rund: 'Tribal Dance' verwandelte die Fans vor der Bühne in eine wild kopfschüttelnde, hüpfende Masse, und selbst Joey Vera schaffte es, sich bei diesem Song den Fußknöchel zu verstauchen - das nenne ich Einsatz! Doch die Zähne zusammengebissen und noch 'Long Before I Die' geschmettert, und dann konnten sich SAINT vom Publikum gebührend abfeiern lassen. Eine weitere geniale Show einer Band, die wohl nie einen schlechten Tag hat...
Martin Römpp

ROSE TATTOO
Nachdem ARMORED SAINT ihren Auftritt etwas überzogen hatten, hieß es, daß ROSE TATTOO knapp 15 Minuten später die Bühne entern sollten. Was sie auch taten - but to make a long story short - in letzter Konsequenz ließ man sie während ihres Auftritts wissen, daß sie ihren Set um zehn Minuten kürzen müßten! Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß die dreckigste Rock 'n' Roll-Band der Welt einen grandiosen Gig ablieferte. Die Masse vor der Bühne wußte dies wunderbar zu würdigen und stand fest hinter der Band. ROSE TATTOO waren souverän, einzig Basser Steve King und Rockin' Rob Riley waren mit ihrem Sound nicht ganz zufrieden. Dagegen gab sich Slideguitar-Gott Peter Wells unglaublich locker und tänzelte immer wieder zur Bühnenmitte und zurück. Eine eher untypische Geste des Mannes, der eigentlich immer nur stur einen Schritt vor und einen zurück macht! Angry Anderson brillierte einmal mehr und hatte "sein" Publikum fest im Griff. Seine Ansagen waren wie immer eindeutig - sein Stageacting ebenso. Klassiker wie 'Bad Boy For Love', 'Rock 'n' Roll Outlaw', 'Out Of This Place', 'Rock 'n' Roll Is King', 'Astra Walley' oder das kongeniale 'Butcher And Fast Eddie' brachte das Publikum zum Kochen! Nicht zu vergessen weitere Smasher wie das mächtige 'Nice Boys Don't Play Rock 'n' Roll' oder das allseits bekannte 'Scarred For Life'. Rock 'n' Roll vom Allerfeinsten. Als kurz vor Auftrittsende ein Fan es tatsächlich auf die Bühne zu klettern schaffte und seine Begeisterung in Form des Kniefalls und des Anbetens der Band zum Ausdruck brachte, ging ein Raunen durch die Menge - auch mir lief dabei ein Schauer über den Rücken! Als allerdings Angry auf ihn zuging, sich ebenfalls auf die Knie niederließ, den Fan umarmte und mit ihm sozusagen auf den Knien tanzte, stieg der Lautstärkepegel im Publikum sofort an! Mit einem Sprung zurück in die Menge ließ sich der Typ feiern und die Band beendete kurz darauf ein oberamtliches Set. Für mich waren ROSE TATTOO die Band des Festival, denn was die Herren auf der Bühne darstellen, ist weder gekünstelt, noch sonst etwas - sondern einfach real! No Fake! Danke für diesen geilen Gig! Ach ja, angeblich haben ROSE TATTOO den stärksten Merchandise-Umsatz während des Festivals gehabt - verdienterweise, logo.
Jürgen Tschamler

URIAH HEEP
Da im Vorfeld ARMORED SAINT und ROSE TATOO eine schweinegeile Performance absolviert hatten, durfte man gespannt sein, ob dieses Niveau auch bei der Altherrenriege URIAH HEEP - die Jungs haben zusammen mit Sicherheit 250 Lebensjahre auf dem Buckel - gehalten wird. Und man konnte durchaus etwas skeptisch sein, da die letzte Deutschland-Tour etwas durchwachsen war und sich im Publikum keine angegrauten Altrocker - das war vor zwei Jahren bei DEEP PURPLE massiv der Fall - befanden, die für die nötige Stimmung sorgen würden. Los ging es mit dem Hammer 'Return To Fantasy', der vom Publikum noch etwas verhalten aufgenommen wurde. Ein Song aus der Bernie Shaw-Ära folgte, und im Gegensatz zu den Club-Gigs, wo etliche Songs aus den letzten halbgaren Alben ('Sea Of Light' ausgenommen) Langeweile verbreiteten, jagte ein Klassiker ('Stealin', 'Bird Of Prey') den nächsten, so daß auch die beinharte True Metal-Fraktion langsam auftaute. Gitarrist Mick Box präsentierte sich wie immer als strahlender Grinsemann, und ich glaube, selbst wenn ihm das komplette Publikum den blanken Arsch entgegengestreckt hätte... er hätte immer noch dieses zuckersüße Lächeln im Gesicht gehabt. Schlagzeuger Lee Kerslake und Saitenzupfer Trevor Bolder können zwar heute eine viel ruhigere Kugel als vor 20 Jahren schieben, denn da haben sie gemeinsam Ozzy Osbournes Masterpiece 'Blizzard Of Ozz' eingesemmelt und ihn auf Tour begleitet, aber das Rocken haben beide nicht verlernt. Und ein Riesenlob muß man auch Keyboarder Phil Lanzon aussprechen; er hat zwar nicht das Format eines Ken Hensley, aber bei manchen Passagen war er verdammt nah dran. Und Bernie Shaw ist für die Die Hard-Fans auch im Jahr 2001 immer noch "der Neue", obwohl er mittlerweile so lange wie kein anderer vor ihm hinter dem Mikro steht. C'est la vie! Und obwohl mir John Lawton, von David Byron ganz zu schweigen, in der Vergangenheit eher zusagte, muß man Bernie an diesem Tag einen guten Job bescheinigen. Und das Songmaterial hatte es in sich! 'Gipsy', 'Look At Yourself' mit einer richtig geilen Jam-Session, die dann in 'July Morning' endete. Rockerherz, was willst du mehr? Der Schlußpunkt wurde mit 'Easy Living' gesetzt, das von den Fans natürlich begeistert abgefeiert wurde. Ein viel zu kurzer Auftritt, wenn man bedenkt, daß der größte Hit der Band - und das ist 'Lady In Black' zweifelsohne - ignoriert wurde. Aber Mick Box dachte sich wohl, daß er so etwas dem vorwiegend metallisch-orientierten Publikum nicht bieten kann, was im Endeffekt ein grober Fehler war, denn COMPANY OF SNAKES räumten am nächsten Tag zum Beispiel mit 'Here I Go Again' gnadenlos ab.
Chris Glaub

SAVATAGE
Die Spannung war groß, als SAVATAGE in umbesetzter Mannschaft die Bühne des Bang Your Head!!! betraten. Würden sich die Neuzugänge Jack Frost (g) und vor allem der neue Sänger Damond Jiniya gut in die SAVA-Familie integrieren können? Dazu aber später. Die Band erwischte jedenfalls mit 'City Beneath The Surface' (von 'Dungeons Are Calling') einen glänzenden Einstieg. Mein Gott, seit wie vielen Jahren hatte ich diesen Song nicht mehr live von SAVATAGE gehört. Die Stimmung war sofort am Brodeln, zumal die Florida-Boys fließend in den 'Hall Of The Mountain King'-Klassiker 'Strange Wings' und anschließend auch noch in 'Sirens' übergingen. Besser konnte dieses Konzert nicht beginnen. Für Altfans wurde hier das Tor zum SAVATAGE-Himmel weit aufgestoßen. Nur sah man auch schon einige Fragezeichen über den Köpfen von den Mädels, die von der Band erst mit 'Edge Of Thorns', beziehungsweise 'Chance' gehört haben. Nach einem kurzen Intermezzo aus den beiden neuen Songs 'Surrender' und 'Commissar' wurden aber auch diese mit einem Titelsong-Medley bestehend aus 'Edge Of Thorns', 'Wake Of Magellan', 'Dead Winter Dead' und 'Gutter Ballet' befriedigt. Der emotionale Höhepunkt des Freitags wurde dann aber mit der Weltklasseballade 'Believe' von 'Streets' gelegt, bei dem der gute Jon Oliva dann doch bewies, daß die Stimme noch nicht ganz im Eimer ist. Den Abschluß bildeten das etwas schräge 'Chance' und der Dampfhammer 'Hall Of The Mountain King', bei dem die Fans noch einmal komplett ausrasteten und die Band mit tosendem Applaus entließen. Nun aber ein paar Worte zu den oben erwähnten Neuzugängen. Beim guten Jack Frost dachte man, daß er schon immer in der Band wäre und ließ den live immer etwas farblosen Al Pitrelli (der bei MEGADETH eine viel bessere Figur abgibt) schnell vergessen. Klasse Leistung, Jack! Etwas ungeschickt war der Auftakt von Damond, da er bei den ersten drei Songs fast nur bei den Refrains mitsang und so eher zum Animateur degradiert wurde. Was in dem Kerl steckt, konnte er dann erst bei den Zak Stevens-Songs zeigen. Bewundernswert ist vor allem, daß er den guten Zak zu keiner Sekunde kopiert, sondern den Songs sofort seinen eigenen Stempel aufdrückt. Auch optisch bewegt sich Damond in anderen Gefilden, denn mit seinen schwarzen Haaren und Klamotten erinnert er eher an Gothic Acts wie HIM. Da werden einige Zak-süchtige Mädels schon etwas gemault haben, aber darauf kommt es schließlich nicht an (Fünf Mark in die Chauvi-Kasse, Weinsi! - Stefan) Stimmlich gesehen ist Damond Jon Oliva um einiges näher als der Stimme von Zak, was zur Folge hat, daß die Stevens-Tracks um einiges aggressiver wirkten. Ich bin mal gespannt, wie sich das Ganze bei SAVATAGE weiterentwickelt. So spielfreudig wie auf dem Bang Your Head!!! habe ich die Band in den letzten Jahren kaum gesehen, auch wenn man sagen muß, daß Jon auf Dauer doch noch etwas weniger singen sollte, da seine Stimme einfach zu kaputt ist.
Oliver Weinsheimer

JUDAS PRIEST
PRIESTs Zerstörungswerk 'Demolition' spaltet nicht nur die Meinungen in unserer Redaktion - siehe Arnos herbe zwei Punkte-Kritik und Horsts elf Punkte-Orgasmus - auch die Reaktionen auf die Gigs im Vorfeld des Festivals konnten nicht unterschiedlicher sein. Von zehn Leuten, die PRIEST bereits gesehen haben, bekam ich alle Schattierungen von "supertoll" bis "absolute Gülle" zu hören ... aber beides trifft nicht zu! Es war stellenweise eine gute, manchmal allerdings eine etwas maue Performance von JUDAS PRIEST - so lautet mein "objektives" Urteil. Und dies hat viel mit Ripper Owens zu tun, denn der Junge hat nun mal nicht das Charisma eines Rob Halford, und was seine Sangesleistung angeht, da hat er noch lange nicht zu seinem Stil gefunden. Bei 'Victim Of Changes' bot Ripper zum Beispiel eine grandiose Vorstellung, bei 'Painkiller' hätte ich ihn am liebsten gevierteilt. Klingt seltsam, aber so ein Wechselbad der Gefühle hatte ich des öfteren. Eine kleine Anekdote am Rande: Zu Beginn bei 'Metal Gods', 'Heading Out To The Highway' und 'A Touch Of Evil' hatte Ripper Owens einen schönen Mantel, dekoriert mit Metallplatten an... und darüber mokiert sich ein (nicht unbekannter) Metal-Journalist, der selbst mit wasserstoffblonder Dauerwelle die 40 überschritten hat und mit Handschellen und Ketten bewaffnet durch die Gegend läuft. Da haben mir echt die Worte gefehlt! Vom neuen Album stellten PRIEST 'One On One' und 'Machine Man' vor, die live zwar besser rüber kamen als auf CD, aber das Gelbe vom Ei war das noch lange nicht. Gleiches gilt für 'Blood Stained' vom 'Jugulator'-Output. K.K. Downing und Glen Tipton lieferten wie gewohnt eine routinierte Performance ab, während Basser Ian Hill wie immer irgendwo im hinteren Winkel agierte. Ein Manko ist leider auch die Tatsache gewesen, daß PRIEST ein fast obligatorisches Standardprogramm ohne Überraschungen boten. Klar, gegen Klassiker wie 'Ripper', 'Breaking The Law' oder 'Green Manalishi' ist nichts einzuwenden, aber wo sind die Versprechungen in Form von "Wir werden Songs ins Programm nehmen, die wir jahrelang nicht gespielt haben..."? Das war so gut wie nicht der Fall. Oder soll das die Akustik-Version von 'Diamonds And Rust' gewesen sein? Der Song, der dadurch brillierte, daß man aus einer Folk-Nummer einen beinharten Metal-Song kreierte? Der Versuch von PRIEST war ja ganz nett, aber in der akustischen Darbietung bleibt er im Original von Joan Baez halt immer noch unerreicht. Und wenn Ripper Owens schon 'Dreamer's Deceiver' als einen seiner Lieblingssongs benennt - da hat er wirklich einen exzellenten Geschmack - dann frage ich mich, warum er diesen Übersong nicht ins Programm nimmt. Da hätte ich wahrscheinlich kniend auf dem Festivalgelände gelegen und hätte die Erde gefressen, aber so gab es im Zugabenteil 'Electric Eye', 'United' (die einzige Überraschung!), 'Living After Midnight' und 'Hell Bent For Leather'. Aber den Fans hat's gefallen - und in der Tat war der JUDAS PRIEST-Gig im Vergleich zu dem SCORPIONS-Armutszeugnis im letzten Jahr eine Offenbarung. Dennoch habe ich meine Bedenken, ob diese Leistung ausreichen wird, um die momentan stagnierende Metal-Landschaft in Euphorie zu versetzen.
Chris Glaub

Location Festival-Freitag Halle: 

WOM Balingen

Billing Freitag Halle: 

RETURN TO THE SABBAT
HELSTAR

Festival-Freitag - Hallenprogramm: 

HELSTAR
Einige von Euch werden am zweiten Festivaltag sicher den Fan mit dem selbstgemachten "James Rivera is God"-T-Shirt erblickt haben und hätte der gute Mann eine Großladung Shirts angekarrt, nach dem Clubgig wäre er sie alle los geworden. Denn was dort auf der Bühne des WOM abging, war sicherlich mehr als göttlich (hätte nie gedacht, daß Gott tatsächlich ein kleiner, schwarzgelockter Mann mexikanischer Abstammung ist, der zudem im weiteren Verlauf des Festivals zunehmend dem Alkohol zusprach!). Nachdem die neuformierten Texaner ihren furiosen Metal-Reigen mit 'Benediction' begonnen und mit 'Run With The Pack' wieder abgeSchloßen hatten (dazwischen wurde alles gespielt, was der HELSTAR-Maniac braucht: 'The King Is Dead', 'Evil Reign', 'Winds Of War', 'Angel Of Death', 'Burning Star', 'Baptized In Blood', 'Dracula's Castle' und 'Shadows of Iga' - habe ich was vergessen?), verließ eigentlich jeder der Anwesenden bis auf die Haut naßgeschwitzt, aber unendlich glücklich und mit einem mehrere Tage lang anhaltenden Grinsen das WOM und war sich mit allen anderen einig, das absolute Überkonzert des Bang Your Head!!!, des Jahres (!), Jahrzehnts (!!), Lebens (!!!) gesehen zu haben! Ich hätte vorher nicht gedacht, daß mich nach WATCHTOWERs Göttergig im letzten Jahr etwas ähnlich begeistern könnte, aber es war wieder eine Band aus dem 'Lone Star'-State, die alle übrigen an die Wand nagelte! Wer das verpaßt hat, darf sich alle Haare einzeln ausraufen!
Martin Brandt

RETURN TO THE SABBAT
Für ihren Live-Einstand in Deutschland hatte sich die neuformierte Combo um Ex-SKYCLAD-Fronter Martin Walkyier einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgedacht. Zum einen waren diverse Fans schon nach den Strapazen des ersten Festivaltages in die Federn gesunken (so unter anderem auch unser Ober-SABBATler Arno, der, anstatt wie versprochen, nackt in der ersten Reihe zu tanzen und dieses Review zu schreiben, an der weichen Hotelmatratze lauschte), zum anderen hatten HELSTAR gerade eine nicht mehr einzuholende Vorlage geliefert. Zwar war auch ich müde und skeptisch, schließlich hatte Martin im Vorfeld ehrlicherweise finanzielle Gründe für die Wiedereinberufung seiner ersten Band angegeben, trotzdem wollte ich mir die Engländer nicht entgehen lassen (man sieht also mal wieder: only the strong/antialcoholics survive!), da sie auch, wie angekündigt, nur Songs der ersten beiden Platten spielten, wie beispielsweise den Brecher 'Hosianna In Excelcis'. Was ich sah, war ein sehr couragierter Gig, den die Band um den zuvor mehr als nervösen Mister Walkyier souverän über die Bühne brachte. Die durchgehend in fast perfektem Deutsch gehaltenen Ansagen kennt man ja noch von SKYCLAD. Ich denke, aufgrund der steigenden Müdigkeit aller Anwesenden war es ein kluger Entschluß, das Balinger Publikum nicht noch mit einer Fremdsprache zu überfordern. Nachdem der letzte Ton verhallt war, war auch ich mehr als glücklich, in mein Bett fallen zu dürfen, was allerdings nicht an der gutklassigen Performance von RETURN TO THE SABBAT gelegen hat, die ich mir in dieser Form gerne öfter angucken würde - ob Arno nun nackt tanzt oder nicht.
Martin Brandt

Samstag, 30. Juni 2001

Messegelände Balingen

Billing Samstag Open Air: 

DEE SNIDER
STRATOVARIUS
MEGADETH
AXEL RUDI PELL
SIX FEET UNDER
COMPANY OF SNAKES
HELSTAR
ANVIL
SQUEALER
EIDOLON
COURAGOUS

COURAGOUS
Es war wahrscheinlich der schwierigste Platz im gesamten Billing: Am Samstagmorgen vor zehn Uhr auf den Brettern und unten einige Standhafte, die am Tag zuvor schon von der gnadenlosen Sonne völlig ausgelaugt worden waren. Nichtsdestotrotz gaben die Gewinner des diesjährigen Nachwuchswettbewerbs der Rockfabrik Ludwigsburg Gas, um die Anwesenden zu überzeugen. Immerhin waren COURAGOUS das einzige unbeschriebene Blatt auf dem Festival. Frei nach dem Motto 'Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie' präsentierte die Rhein-Main-Connection sowohl Stücke von ihrer aktuellen CD 'Listen', sowie der kommenden Scheibe 'Remember'. Allen voran konnte Sänger Chris durch offensives Stageacting gefallen: Während der Rest der Band sich eher hinter seinen Instrumenten verkroch, ging er immer wieder nach vorne an den Rand der Bühne, um die Zuschauer direkt zu packen. Zwar hatten COURAGOUS nur eine Spielzeit von etwa 25 Minuten zur Verfügung, doch sie nutzen ihre Chance, sich in bestem Licht zu präsentieren. Da sich während des Auftritts von COURAGOUS immer mehr Zuschauer vor der Bühne versammelten und dort dann auch verweilten, konnte die Combo fraglos ein positives Resümee bezüglich ihres hypertrophierten Showcases-Gigs ziehen.
Stefan Glas

EIDOLON
Obwohl sie schon seit vielen Jahren zu den Redaktions-Lieblingen gehören, haben es EIDOLON noch nie geschafft, ihre Songs mal in hiesigen Breitengraden leibhaftig unter das Volk zu mischen. Kein Wunder also, daß die Kanadier bis in die Haarspitzen motiviert waren und sich auch durch den teilweise etwas durchwachsenen Sound und die technischen Probleme nicht großartig aus dem Konzept bringen ließen. Mit 'Nightmare World' legte das Quartett um die Drover-Brüder gleich mächtig los, und wer Songs wie 'Forever Be Free', 'Lords Of Descecration' oder 'Feed The Machine' in der Hinterhand hat, kann eigentlich nicht viel falsch machen. Die mangelnde Bühnenerfahrung der Truppe konnte man höchstens daran erkennen, daß die Jungs den ihnen zur Verfügung stehenden Platz nicht wirklich ausgenützt haben - doch spielerisch gab es wahrlich nichts zu meckern, auch wenn ich mir vorstellen kann, daß die Feinheiten der teilweise doch recht vertrackten Parts in manchen Songs für Nicht-Fans schwer zu entwirren waren. Für die Anhänger der ersten Stunde gab es mit 'Zero Hour / In Visions Past' übrigens auch ein Medley aus alten Glanztaten zu bestaunen - wird Zeit, daß diese Scheiben auch bei uns den Weg in die Plattenläden finden! Insgesamt hieß es am Ende "Daumen hoch" für die Kanadier, die am heutigen Vormittag sicherlich den einen oder anderen neuen Fan gewonnen haben dürften - auch wenn die Show für Frontmann Brian Soulard gleichzeitig die Abschiedsvorstellung gewesen ist. An seiner gesanglichen Leistung dürfte das allerdings nicht gelegen haben, am mangelnden Charisma schon eher...
Martin Römpp

SQUEALER
"Dicker Arsch und große Fresse - so ist der Hesse". Wer seine Plakate mit solchen Slogans verziert, der kann von mangelndem Selbstbewußtsein nicht reden. Noch dazu, wenn Sänger Henner als Running Gag oder aufgrund völliger Orientierungslosigkeit das Publikum mit "Hallo Wacken" begrüßte und später Fragen wie "Seid Ihr fit, Wacken?" oder "Ich kann Euch nicht hören, Wacken. Könnt Ihr noch lauter?" nachschob. Egal, das Volk nahm es mit Humor und bekam im Gegenzug eine Best Of-Setlist der beiden letzten Alben von SQUEALER geboten, die Songs wie 'The Eternity Of A Day', 'Nowhere To Hide', 'Friends For Life', 'The Final Daylight' und eine eigenwillige DEPECHE MODE-Coverversion 'Enjoy The Silence' anhielt und den meisten Anwesenden offensichtlich Spaß machte. Sogar um 11.30 Uhr. Als Bonus der besonderen Art wurde noch der Track 'Liar' von dem Zweitling 'Wrong Time, Wrong Place' dargeboten. War im letzten Jahr noch Mike Terrana Drummer bei SQUEALER, so griff man diesmal auf EDGUYs Fellgerber Felix Bohnke zurück, der seinen Job, wie der Rest der Truppe, mehr als ordentlich machte. Einzig und allein bleibt die Frage, was die Band mit dem zweiten Sänger erreichen will? Die H-BLOCKX des Heavy Metal werden? Hoffentlich nicht!
Sven Bernhardt

ANVIL
Kein Bang Your Head!!! ohne einen kräftigen Hieb Kanada-Metal! Während im letzten Jahr noch EXCITER unsere Ohren mit Ahornstahl zudröhnten, blieb es heuer Lips und seinen Mannen vorbehalten, den Fans deftiger Hausmannskost so richtig einen einzuschenken. Ein ANVIL-Gig hat für die Freunde der Kanadier so eine Art 'Dinner For One'-Effekt: Man weiß genau, was kommt, hat dennoch Spaß dran, freut sich und guckt es sich aller Vorhersehbarkeit zum Trotz immer wieder gerne an. Oder hätte ernstlich jemand erwartet, ANVIL würden nicht Alltime-Classix der Marke 'Forged In Fire', 'March Of The Crabs', oder 'Metal On Metal' spielen? No way! Besonders gelungen bei der ganzen Nostalgie-Chause war sicher die durch diverse Jam-Sessions, ähem, "monster"-mäßig in die Länge gewalzte Version von 'Mothra'. Während Lips in seiner unnachahmlichen Art die Fabel über das japanische Schreckenswesen aus dem Meer darbrachte, ging der Veteran nochmals richtig aus sich heraus und steckte mit seiner Freude an ANVIL und dem Metal an sich die Fans so richtig an. Als er dann endlich den ebenso unvermeidlichen als auch heißersehnten Vibrator rausholte, um seinem Instrument gar wunderliches Liedgut zu entlocken, war jedenfalls reihum erneut ein richtiges Stimmungshoch im Publikum auszumachen, was die Formation dann auch im weiteren Verlauf des Sets durch geschicktes Agieren am Köcheln zu halten wußte. ANVIL sind live immer eine Bank, darauf konnte man sich zum Glück auch diesmal wieder verlassen. Und auch wenn die letzten Studiowerke nicht mehr ganz an die frühen Klassiker herankommen - aber bei welcher Truppe ist das schon so? - versprüht alleine die ehrliche und ungekünstelte Art des offensichtlich in Charisma badenden Frontmanns ein einmaliges Feeling, welches ANVIL zu einem in echten Metallerkreisen immer und überall gerngesehenen Gast werden läßt.
Arno Hofmann

HELSTAR
Für viele Power Metal-Fans ging an diesem Samstag im Juni ein Lebenstraum in Erfüllung. Nach über zehn Jahren konnte man HELSTARs göttliche Meisterwerke wieder durch eine deutsche Anlage schallen hören. Das letzte Mal waren die Texaner als Support von TANKARD 1989 in deutschen Gefilden zu sehen. Es wurde also wirklich Zeit, daß man wieder zu unsterblichen Klassikern wie 'Remnants Of War', 'Run With The Pack' oder 'Baptized In Blood' abbangen konnte. Im Vergleich zur unerreichbaren Clubshow am Freitag wurde das Set um 'Good Day To Die' und 'Burning Star' gekürzt, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat. Bei einem astreinen Sound legte die Band gleich mit 'Benediction' los und man konnte schon nach den ersten Klängen erkennen, daß die Jungs um Entertainer James Rivera perfekt aufeinander eingespielt sind. Und das, obwohl Joel, der Gitarrist von James PRIEST-Coverband, erst Anfang Juni mit der Band zusammen geprobt hat. Respekt. Da sollten sich andere Bands einmal ein Beispiel nehmen. Aber auch DESTINY'S END-Gitarrist Eric Halpern und die alten HELSTAR-Recken Russel DeLeon (Drums) und Jerry Abarca (Baß) konnten durch technische Perfektion glänzen. Gerade dem guten Jerry war auch anzumerken, welchen Spaß ihm dieser Auftritt bereitete, denn er strahlte vom ersten bis zum letzten Ton wie ein metallisches Honigkuchenpferd und bangte sich, wie schon in den 80ern auf diversen Videos zu sehen, wahrlich die Seele aus dem Leib. Der Blickfang war aber wie immer James Rivera. Der Mann singt die schwierigsten Passagen, als ob es nichts wäre, rennt dabei noch etliche Kilometer über die Bühne und hat immer ein Gespür für originelle Ansagen. Erstaunlich auch, daß sich während des Auftritts immer mehr Leute vor der Bühne versammelten und gegen Ende des Sets der Platz vor dem Mischpult komplett gefüllt war. Ich denke, daß die Texaner an diesem Tag sehr viele neue Fans gewonnen haben. Spätestens nach der genialen Halbballade 'Winds Of War' war auch der skeptischste Musikfreund überzeugt und die Band wurde schon fast frenetisch verabschiedet. Bleibt nur zu hoffen, daß die Band zusammen bleibt und uns neue Songs schenkt, denn in dieser Konstellation spielen HELSTAR jede andere Combo glatt an die Wand.
Oliver Weinsheimer

COMPANY OF SNAKES
Nachdem die Altrocker von KROKUS letztes Jahr als einer der Gewinner von der Bühne gingen, dachte ich mir, daß COMPANY OF SNAKES einen ähnlichen Erfolg auf dem Bang Your Head!!! 2001 einheimsen könnten. Traditionell stieg die Band mit 'Come On' in ein Set voller alter WHITESNAKE-Klassiker ein. Wer die Band nicht kennt, muß natürlich wissen, daß hier mit Micky Moody, Bernie Marsden und Neil Murray mehr Original-WHITESNAKE-Mitglieder am Musizieren sind als bei den letzten COVERDALE-Touren. Leider stieg kurz vor der Tournee Altmeister Don Airey (k) aus und wurde durch einen mir unbekannten Nachfolger ersetzt. Dieser machte seine Sache allerdings sehr gut. Knackpunkt der Band ist immer wieder Sänger Stefan Bergren, dessen Stimme der von David Coverdale wie ein Ei dem anderen gleicht. Ich bin der Meinung, daß er seine Sache auch live sehr gut gemacht hat und vor allem recht locker mit dem Publikum kommuniziert hat. Eine Ohrenweide ist wie immer das Gitarrenspiel von Moody/Marsden, welche die Songs immer mit diversen, bluesigen Zwischenspielen auflockern und so immer wieder Erinnerungen an die 70er/80er Jahre wach werden lassen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sprang dann auch das Publikum auf die Band an, denn der einstige Nummer Eins-Hit 'Don't Break My Heart Again' wurde aus vielen hundert Kehlen mitgesungen. Ab da hatten die SNAKES zumindest bei den etwas älteren Festivalgängern gewonnen. Erfreulich auch, daß im Gegensatz zur vor kurzem erschienenen Live-CD auch 'Ain't No Love In The Heart Of The City' intoniert wurde. Absoluter Höhepunkt war logischerweise das unsterbliche 'Here I Go Again', bei dem sich sogar diverse Black Metaller in den Armen gelegen haben. Nachdem die letzten Touren von David Coverdale immer von der schlechten Vocalperformance des Meisters geprägt waren, sind die COMPANY OF SNAKES auch in Zukunft die bessere Alternative, zumal sich der Altmeister anscheinend sowieso in Rente begeben hat. In Balingen haben COMPANY OF SNAKES auf jeden Fall überzeugt, obwohl der Stimmungspegel von KROKUS vom letzten Jahr nicht ganz erreicht werden konnte.
Oliver Weinsheimer

SIX FEET UNDER
Was sich bei KREATOR am Freitag schon abzeichnete, bestätigte sich eindrucksvoll beim Auftritt der ersten Death Metal-Band auf dem Bang Your Head!!!: Die Fans sind eindeutig froh, wenn das Billing des Festivals durch musikalisch etwas andersartige Bands aufgelockert wird. So entwickelte sich der Gig der Grabschänder um Grunz-Ikone Chris Barnes zu einem einzigen Siegeszug, und das, obwohl die Boys aus Florida keinen einzigen Song des letztjährigen Coveralbums 'Graveyard Classics' zum Besten gaben, nicht einmal 'TNT'! Denn auch so überzeugten die Popstars des Death Metal mit ihren alles niedergroovenden Hammersongs sicher auch etliche Zweifler. Zu der vorzüglichen Best Of-artigen Songzusammenstellung mit Highlights wie dem Opener 'Victim Of The Paranoid', 'Feasting On The Blood Of The Insane', 'War Is Coming', 'No Warning Shot', 'Sufferin' In Exstacy', 'Beneath A Black Sky', 'Human Target', 'Hacked To Pieces' oder 'Torture Killer' gesellten sich noch einige Songs vom kommenden Killeralbum 'True Carnage' wie 'The Murderers' oder 'Knife, Gun, Axe', die sich perfekt ins Gesamtbild einfügten. Daß der Sound erneut absolut erstklassig war, machte den Auftritt noch besser und tat sein Übriges dazu, daß nach dem abschließenden 'Lycanthropy'-Massaker nicht nur die Fans begeistert waren, sondern auch die Band deutlich ihren Spaß hatte. Ich denke, das Bang Your Head!!! ist bereit für Auftritte von Bands wie NAPALM DEATH, CANNIBAL CORPSE oder BOLT THROWER. Top!
Hage

AXEL RUDI PELL
Nachdem AXEL RUDI PELL im letzten Jahr seinen Auftritt beim Bang Your Head!!! leider hatte absagen müssen, machte er 2001 sein Versprechen wahr, Balingen kräftig einzuheizen. Mit der Mannschaft, die mittlerweile seit einigen Jahren bei ihm in Lohn und Brot steht, konnte da ohnehin nicht viel schiefgehen: Mike Terrana zerlegte in bekannter Manier äußerst fachmännisch das Drumset, so daß es die Stagecrew anschließend nicht mehr abbauen mußte. Es ist wahrlich faszinierend, dem Mann beim Kesselpauken zuzusehen! Basser Volker Krawczak, Wegbegleiter von AXEL seit STEELER-Tagen, der sich nach seinem Trip mit der Dortmunder Formation THE DUNE schließlich auch bei Axels Soloprojekt einfand, sorgte für den amtlichen, bodenständigen Groove. Daß Ferdi Doernberg einer der besten deutschen Keyboarder ist, wird bis in alle Ewigkeiten unbestritten bleiben. Beim Bang Your Head!!! glänzte er mit einer geilen Einlage, als er während eines Gitarrensolos sein Keyboard inklusive Ständer schulterte, zu Axel in die Mitte der Bühne stieß und beide miteinander duellierten. Damit transponierten sie quasi das uralte Blackmore/Lord-Gitarren/Keyboard-Duell für das neue Jahrtausend, was Axel, der aus seiner Bewunderung für Ritchie Blackmore nie einen Hehl gemacht hat, nur recht sein konnte. Letzter Mann in der PELLen-Truppe ist Sänger Johnny Gioeli, der zwar nie mit solch einem bekannten Namen wie die anderen PELL-Sänger (Charly Huhn, Rob Rock und Jeff Scott Soto) glänzen konnte, aber in Balingen bewies, daß er sich auch auf einer großen Bühne behaupten kann. Das Publikum war ohnehin aus dem Häuschen, da man mit 'Tear Down The Walls', 'Fool Fool', 'Carousel', dem Medley 'The Masquerade Ball/Casbah', 'Warrior', 'Snake Eyes' und dem STEELER-Traditional 'Call Her Princess' jede Menge Faves aus allen Lebenslagen eines AXELs RUDImentär herausPELLte. Ergo - alle waren glücklich, nur nicht der Rotschopf, der sich nun anschickte, die Bühne zu entern...
Stefan Glas

MEGADETH
Daß MEGADETH wohl wieder für zwiespältige Reaktion sorgen würden, war mir eigentlich klar - auch wenn schon seit längerem Gerüchte über die wiedererstarkte Performance der Mannen um Chef-Exzentriker Dave Mustaine die Runde machten. Doch ehrlich gesagt war ich trotz aller Vorfreude baff erstaunt, wie tight und voller Spielfreude die Helden meiner Jugend zu Werke gingen. Ich weiß jedenfalls nicht, wann ich Mustaine zuletzt dermaßen energiegeladen über die Bühne sprinten gesehen habe - von seiner guten Laune ganz zu schweigen. Und eins muß man dem Rotschopf lassen - er hat noch nicht verlernt, wie man sich ordentlich die Rübe abschraubt, denn sein Bang-Pensum war am heutigen Tag enorm. Gut, daß die Vocals beschissen waren, wundert doch eigentlich keinen mehr - wer sich darüber bei einem MEGADETH-Gig noch aufregt, hat irgendwie den Schuß nicht gehört. Die Setlist konnte sich ebenfalls mehr als sehen bzw. hören lassen, denn neben den Standards wie 'Holy Wars', 'Reckoning Day', 'Symphony Of Destruction' und dem obligatorisch geilen 'Peace Sells' gab's auch gern gehörten Stoff wie 'In My Darkest Hour', 'Trust' oder 'Tornado Of Souls' zu hören. Auch das neue Material in Form von 'Moto Psycho' oder 'Return To Hangar' knallte ordentlich rein, was für die Qualität der aktuellen Scheibe spricht. Ein großes Lob zudem an Al Pitrelli, der es (bis auf den Akustikpart bei 'Holy Wars') perfekt geschafft hat, die Friedman-Soli zu kopieren, was wohl nicht nur mich äußerst positiv überrascht hat. Auch Jimmy DeGrasso hat endgültig bewiesen, daß er die schnellen Songs genauso gnadenlos herunterknüppeln kann wie seine Vorgänger, und Junior Ellefson trug mit seinem bewegungsfreudigen Stageacting ebenfalls dazu bei, daß eine Menge Leute diese MEGADETH-Show als absolutes Erlebnis gewertet haben. Jetzt wird's nur mal wieder Zeit für eine ordentliche Headliner-Show, denn in dieser Form sind MEGADETH wieder zu allem fähig!
Martin Römpp

STRATOVARIUS
Als vorletzter Act erstürmten alle anwesenden Timos mit ihrem Anhang unter tosendem Applaus die Bühne. STRATOVARIUS brachten nicht nur die erwartete Hitsammlung, die sie technisch tadellos und mit ordentlich Druck in die Menge droschen, sondern auch die erste Pyroshow des Festivals, die diesmal ohne irgendwelche Unfälle vonstatten ging (wir erinnern uns, daß STRATOVARIUS-Sänger Koltipelto sich im letzten Jahr in Wacken aufgrund der Pyros die Hand verbrannte. Und Drummer Jörg Michael hatte in unserem letzten Interview angekündigt, daß man den Sangesmann heuer komplett in die Luft sprengen wolle...). Das Feuerwerk evozierte ebenso dankbare Reaktionen der Fans, wie die Mischung aus Hits und neuen Songs selbst. Für die Fotografenschar hatten sich die arglistigen Veranstalter etwas besonderes ausgedacht: Jeder im Fotograben wurde mit einer roten Clownsnase ausgestattet, deren Tragfähigkeit allerdings gering war - das Teilchen hielt zumindest nicht auf meinem Geruchswerkzeug (und ich dachte, ich hätte eine Kartoffelnase... - Stefan). Na ja, weiter im Text: Die Jungs so hoch ins Billing zu setzen (nach MEGADETH), schien auf jeden Fall eine gerechtfertigte Entscheidung, denn bei praktisch jedem Track reckten sich überreichlich Hände gen Bühne, feierten die Fans und ließen sich über eine Stunde lang ordentlich in den Arsch treten. Ein würdiger Abschied für die Fünf, die vorerst ihre Schaffenspause fortsetzen werden, um sich Vaterfreuden, Soloplatten und ähnlichem zu widmen.
Sven Bernhardt & Stefan Glas

DEE SNIDER
Nichts gegen die Herren von JUDAS PRIEST, aber auf die Frage, wer denn DER Headliner des Bang Your Head!!! war, kann es nur eine Antwort geben: Mister DEE Fuckin' SNIDER. Eben noch in New York, dann die versammelten Pressefritzen mit einer Spontanpressekonferenz abgespeist, drehte die ehemalige Oberschwester derartig auf, daß es kein Halten mehr gab! Mit seiner auf den legendären TWISTED SISTER basierenden perfekten Metalshow, verwüstete Mr. Rockstar himself Balingen bis in die letzte Reihe. Bereits mit den ersten Takten des Openers 'What You Don't Know' erlebte das Publikum Power pur. Nach dem Eröffnungssturm 'The Kids Are Back' und 'Stay Hungry', unterbrachen lediglich die gewohnt unterhaltsamen "Ansagen" bzw. Monologe des Zeremonienmeisters die enthusiastische Massenparty. Aber egal, ob er alte Zeiten und die Zusammengehörigkeit der Metalgemeinde beschwor, ob er Songs der Marke 'Under The Blade', 'I Am I'm Me' oder 'Burn In Hell' ansagte oder ob er den Sick Motherfuckers in der Balinger Menge huldigte - Dee Snider und seine Band wurden abgefeiert. Kein Wunder, ist Dee doch mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz gesegnet, die er glänzend mit der Energie eines zwanzigjährigen Newcomers zu verbinden weiß. So konnte nicht einmal der Lemmy gewidmete (und mit ihm komponierte) DESPERADO-Song 'Hardcore' die euphorische TWISTED SISTER-Glückseligkeit stören. Den absoluten Höhepunkt der Show bildete der achtziger Jahre-Hit 'We're Not Gonna Take It', dessen Refrain noch aus unzähligen Kehlen widerhallte, als der Track längst vorbei war. Solange, bis die Band endlich wieder ansetzte, was wohl Dee selbst überraschte. Mit von der Partie TWISTED-Altdrummer und -Manager in allen Belangen AJ Pero, der mit der restlichen Backingband die perfekte Druckplattform für den faszinierenden Frontmann bot. Als einziges Manko der Show bleiben lediglich Dees mangelnde Fähigkeiten als Wettergott zu bemängeln. Beim finalen 'SMF' goß es trotz seines gen Himmel gerichteten Flehens "Please not now!" wie aus gewaltigen Badewannen, so daß das abschließende Feuerwerk fast absoff. Wer noch Zweifel an meiner Eingangsfeststellung hat, dem sei gesagt, daß selbst die Backstage-Pressefritzen klatschnaß aber glücklich noch lange 'We're Not Gonna Take It' skandierten - und das, wo wir sonst doch alle so verwöhnt und degeneriert sind. Respekt!!!
Sven Bernhardt

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