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ATLANTEAN KODEX: CD-Review "The White Goddess (A Grammar of Poetic Myth)"

Es gibt zwar wohl einfachere Übungen für Bands als sich mit jeder Veröffentlichung gewissermaßen selbst zu übertreffen, andererseits lässt sich gerade in diesem Punkt auch immer wieder erkennen, dass so manche Truppe für das gefeierte Debüt eben deutlich länger Zeit hatte, um die Songs auszutüfteln, während der Nachfolger gewissermaßen wie ein "Schnellschuss" wirkt. Von daher dürfte auch die Erwartungshaltung, an die Burschen von ATLANTEAN KODEX nach ihrem weit über den Underground hinaus respektiertem und zum Teil gar überschwänglich gefeierten Debüt "The Golden Bough" eine gewaltige gewesen sein.

Nicht viel geringer dürfte auch die Erwartung der Band an sich selbst gewesen sein, denn "The White Goddess (A Grammar of Poetic Myth)" ist auf der einen Seite das geradezu logische Nachfolgeteil zum Erstling geworden, beinhaltet auf der anderen allerdings sowohl mehr an großartigen Melodien und epischen Momenten und erzeugt zudem - trotz mehrerer "Ohrwürmer" - eine noch intensivere Tiefenwirkung. Obendrein besitzt der Fünfer ein dermaßen feines Fingerspitzengefühl für Überleitungen, Spoken-Words-Einsprengsel und sonstige "Zusatzstoffe", dass man dieses Album gar nicht anders hören kann als am Stück. Speziell die kurzen, jedoch perfekt inszenierten Zwischenspiele entpuppen sich als unabdingbar, schließlich tragen sie sehr viel zum Spannungsaufbau des Teils bei und bewirken obendrein einen inneren Zusammenhalt. Nicht zu vergessen, dass die eigentlichen Songs von "The White Goddess (A Grammar Of Poetic Myth)" dadurch erst so richtig zur Geltung kommen.

Dennoch wäre das alles noch nicht einmal halb so viel wert, wären da nicht eben genau diese Songs, die beweisen, dass sich ATLANTEAN KODEX ohne jedwede Protektion oder sonstige "Hilfsmittel" zu einer der momentan essentiellsten Metalbands überhaupt entwickelt haben. Denn egal, welche Nummer man zum Favoriten auserkoren will, die Erhabenheit, mit der uns diese Formation ihre epischen, abwechslungsreichen und vielschichtigen Tracks darbietet, ist momentan schlichtweg von den "Mitbewerbern" einfach nicht zu erreichen. Selbst dann nicht, wenn die Band für ihre Verhältnisse extrem hart und mit Vollgas unterwegs ist wie in 'Sol invictus (With Faith And Fire)', oder aber sich in 'Heresiarch (Thousandfaced Moon)' von einer pechschwarzen Intensität zeigt. Und erst recht nicht logischerweise, wenn das Quintett unter Beweis stellt, dass es den Pathos von BATHORY in Kombination mit jenem der ganz frühen MANOWAR auf tiefschürfende und elegante Weise wie in 'Enthroned In Clouds And Fire (The Great Cleansing)' darbieten kann.

Kurzum, auf diesem Album stimmt einfach ALLES, unter anderen auch weil ATLANTEAN KODEX Melodien für die Ewigkeit und elegischen Epic Metal in perfekter Harmonie zu kredenzen wissen, wie das in 'Twelve Stars And An Azure Gown (An Anthem For Europa)' der Fall ist, mit dem die Truppe einen Ohrwurm der Sonderklasse abgeliefert hat, der für mich eindeutig den "Song des Jahres" darstellt. Fast zur "Nebenerscheinung" verkommt da das lyrische Konzept, das sich mit der Entstehung und dem Fall Europas beschäftigt. Zwar wird das Album dadurch (auch durch diverse "Spoken-Word-Passagen", unter anderem von Winston Churchill) noch ein wenig intensiver, doch bei allem Respekt davor: Dieses Album wäre auch dann Weltklasse geworden, würden ATLANTEAN KODEX über Schuhcreme oder Plastiksackerl singen!

Fazit: Die Band agiert in absoluter Überform und wird einen unglaublichen Satz auf der Karriereleiter tätigen können, macht es sich selbst aber für die Zukunft verdammt schwer. Denn um nochmal ein solch' epochales Teil, das fraglos als "Album des Jahres 2013" in die Annalen der Historie eingehen wird, aufzunehmen, werden auch diese Könner einiges zu "knabbern" haben!

Veröffentlichungsjahr: 

2013

Autor: 

Walter Scheurer

Blogkategorie(n): 

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